JUNI 2021 – Die Schwarmzeit ist da!
Völlig überrascht hat mich am Tag vor Muttertag ein Bienenschwarm. Obwohl es sich um eine blaue (vom letzten Jahr) Königin handelte und das Volk auch nicht überstark war, schwärmte es. Glücklicherweise konnte ich den Bienenschwarm einfangen.
Was passiert beim Schwarmgeschehen?
In einem „normalen“ Bienenjahr sorgt zuerst eine Ammenbiene für 2 Brutzellen. Sie muss daher zusehen, dass sie genügend Futtersaft „heranschafft“. Allmählich verändert sich das Verhältnis durch mehr schlüpfende Brut und auch durch mehr belegte Zellen, z.B. durch Pollen und Honig. Die Ammenbienen müssen dann höchstens nur für eine Brutzelle sorgen, sodass es zu einem Futtersaftüberschuss kommt. Das Volk sieht den Zeitpunkt gekommen, sich zu teilen. Der Schwarm ist die natürliche Vermehrung des Bienenvolks und findet in der Aufwärtsentwicklung, etwa von Anfang Mai bis Mitte Juni statt. Als erstes werden sog. „Weiselzellen“ angelegt, vorzugsweise am Rand der Wabe oder unten. In diese „Wiegen“ legt die Königin ein Ei. Die zukünftigen Königinnen werden mit einem speziellen Futtersaft, dem Gelee-Royal gefüttert. Nach 8 Tagen wird die Königinnenzelle verdeckelt (s. Foto). Eine Königin braucht vom Ei bis zum Schlupf 16 Tage „3-5-8 – die Königin ist gemacht“.
Sobald die erste Zelle verdeckelt ist, kann jederzeit, idealerweise bei schönem Wetter, der Schwarm abgehen. Meistens schwärmt ein Bienenvolk zwischen 10.00 Uhr und 15.00 Uhr. Ein Bienenschwarm ist ein fantastisches Naturschauspiel. Selbst wenn man daneben steht, ist das Volk nicht mehr im Kasten zu halten. Es ist, als würden die Bienen aus den Kasten „fallen“. Beim Bienenschwarm verlässt die alte Königin mit Ihrer Anhängerschaft, den Flugbienen, den angestammten Bienenkasten und räumt das Feld für die schlüpfende Jungkönigin. Als erstes sammelt sich der Bienenschwarm meist an einem nahegelegenen Baum. Eine Dame hat mir einmal gesagt, es war, als würde ein Hubschrauber landen. Wenn man Glück hat, ist der Schwarm nicht zu weit oben und er kann problemlos eingefangen werden.
Man sollte immer einen Eimer, einen Wasserzerstäuber, einen Besen und ein Absperrgitter parat haben. Ich spritze den Bienenschwarm ein wenig nass, damit sie nicht auffliegen, kehre oder schüttle die Bienentraube in den Eimer und lege das Absperrgitter drauf. Anschließend lege ich einen Stein auf das Gitter, damit der Eimer nicht umfällt. Wenn die Königin im Eimer ist, fliegen die anderen Bienen zum Eimer hin und nach ca. einer Stunde hat sich der Bienenschwarm gesammelt und kann nach Hause transportiert werden. Ich lege dann nur ein feuchtes Geschirrtuch über den Eimer, damit es beim Autofahren keine Probleme gibt. Ebenfalls sollte immer ein Kasten mit eingelöteten Rähmchen vorrätig sein, damit man dann nicht am Sonntag um 15.00, wenn die Vorsitzende des Imkervereins beim Kaffee sitzt, auftaucht, und dringend etwas braucht.
Der Bienenschwarm wird bei mir bis zum Abend in die Garage gestellt, am Abend kommt er in einen neuen Kasten mit Mittelwänden und einer Brutwabe mit offener Brut. Die Brutwabe garantiert, dass der Schwarm dableibt und bietet ihm zudem die Möglichkeit, falls er keine Königin hat, eine zu ziehen. Der Bienenschwarm hat eigentlich für 3 Tage Futter dabei und findet normalerweise genug, allerdings müssen bis jetzt Schwärme gefüttert werden, sonst würden sie verhungern und bauen auch nicht. Heuer gibt es bis jetzt nur sehr wenig Honig. Daher sind die derzeitigen Bienenschwärme auch nicht unbedingt typisch. Normalerweise schwimmt das Volk in Honig, der Kasten quillt über vor Bienen und an einem schwülheißen Tag schwärmt das Volk. Derzeit kommen wir über die 15 Grad nicht hinaus und es ist, als würde das Bienenvolk „zwischen zwei Wolken“ schwärmen. Es ist wohl so, wenn es viele Völkerausfälle über den Winter gibt, so wie heuer, dann möchte sich auch die Bienenpopulation wieder aufbauen.
Rechtliches: Ein Bienenschwarm ist herrenlos, sobald er seinen angestammten Kasten verlassen hat und nicht vom Eigentümer verfolgt wird. Das heißt, ein Bienenschwarm, der irgendwo landet, darf von jedem eingefangen werden. In der Praxis ist es gut, wenn man den nächstgelegenen Imker verständigt, meistens sind es „seine“ Bienen. Imker, die einen Bienenschwarm verfolgen, dürfen fremde Grundstücke betreten, um ihren Schwarm wieder einzufangen.
Am Schluss noch ein Sprichwort: „Ein Schwarm im Mai – ist wert ein Fuder Heu.“
Was ist weiter zu tun: Das abgeschwärmte Volk ist durchzusehen und damit nicht in einigen Tagen sich das Volk weiter aufteilt, wenn die Jungköniginnen schlüpfen, bricht man alle Weiselzellen aus, bis auf eine. Wenn man seine Völker vermehren möchte, kann man auch das Volk aufteilen mit jeweils 2 Brutwaben mit insgesamt einer Weiselzelle, ansitzenden Bienen, einer Futterwabe und zwei Leerwaben. Allerdings sollte man sich auch mit der Königinnenzucht befassen, Königinnen aus Weiselzellen sind schwarmfreudiger und das wird sich spätestens im nächsten Bienenjahr zeigen. Bei den Ablegern ist wöchentlich die Futtervorsorgung zu kontrollieren. 14 Tage nach dem Schlupf sollte die junge Königin in Brut sein. Ableger mit Jungköniginnen sollte man in Ruhe lassen, da es sein kann, wenn die Königin gerade zu legen angefangen hat, und das Volk wird gestört, dass die Königin „eingeknäuelt“ und abgestochen wird. Dann kann man wieder von vorne anfangen.
In diesem Sinne wünsche ich viel Honig und wenig Schwärme!
Luise Mitterreiter, 25.5.2021